66. Tag: Aroue – Arhansus

Mittwoch, 9. Oktober 2019
Strecke: 23,8km – Etappe: 261,1km – Gesamt: 1.917,6km
Gehzeit: 7:15 brutto / 5:45 netto.

Der Tag empfängt uns etwas unentschlossen. Hier in der Gite ist Eigeninitiative gefragt, wenn es ein Frühstück geben soll. Aber das klappt gemeinsam mit der Reisegruppe trotz etwas beengten Raums ganz gut. Gemütlich kommen wir vor die Tür, einigermaßen gleichzeitig mit den anderen.

Unentschlossener Start in den Tag

Auch heute planen wir keine großen Taten, vor allem um mein Bein für die Abschlußetappe über die Pyrenäen zu schonen. Es war auch nicht so ganz einfach, für heute Nacht eine Unterkunft zu finden; das wird etwas abseits des Weges liegen.
Los geht es zunächst von dem Hügel herunter, auf dem das Haus lag, durch das nächste Tälchen und wieder hoch. Wir treffen die Reisegruppe nochmal, denn die haben irgendwie eine Abkürzung drauf gehabt. Und ihre Führerin nimmt uns einen Moment zur Seite, wir sollten doch bitte mit ihren Kunden nicht so offen über unsere Art der Reisegestaltung sprechen, das wäre schlecht für ihr Geschäft. Ach, manchmal ist es einfach besser den Mund zu halten, wenn man keinen positiven und konstruktiven Gesprächsbeitrag zu leisten vermag! So verschwindet sie mit ihrer Gruppe schnell hinter uns, auch mental.
Das immer knubbeligere Vorland des Gebirges läßt sich kurzweilig durchqueren und gibt immer mal wieder nette Perspektiven preis.
Der Weg windet sich ständig in allen drei Dimensionen, ohne dabei zu erschöpfende, längere Steigungen zu machen.

Der unentschlossene Himmel entschließt sich nun doch zu einem feuchten Gruß; gerade so viel, dass man es nicht ignorieren kann. Also Regenklamotten an!
So geht es etwa die nächsten drei Stunden weiter, bis um Kilometer 12 eine wirklich unscheinbare aber folgenschwere Abzweigung kommt, und zwar der Abzweig zum Camino del Norte!
Das wollen wir nicht, und so folgen wir der Beschilderung durch die nächste Senke (etwa 100 Höhenmeter) und wieder hinauf und nochmal runter, bis im – jetzt deutlicheren Regen – der recht anstrengende landschaftliche Höhepunkt folgt. Gut 200 Höhenmeter geht es auf einen (vulkanischen?) windigen Hügel, das Plateau durch eine kleine, niedliche Kapelle gekrönt (um Kilometer 19,7).

Genauso steil geht es wieder hinunter; wir haben den Hügel also nur um der mangelnden Aussicht Willen erklommen!
Etwa bei Kilometer 21 (Harambetz) verlassen wir den ausgeschilderten Weg, um die Unterkunft der Nacht in Arhansus, auf der anderen Seite der Bundesstrasse, anzupeilen.
Arhansus ist nicht groß, und so finden wir die “Ferme Karricondoa” problemlos.
Das Gehöft sieht zunächst etwas abweisend und nach freliaufendem Hund – bin ich ja ganz großer Fan von! – aus, aber wir können uns bemerkbar machen und werden vom Hausherrn etwas wortkarg aber freundlich empfangen.
Nach einer Dusche folgt schier Unglaubliches: Wir werden gemästet, wahrscheinlich wie die Gänse, die wir verspeisen. Aber der Reihe nach…
Der Hausherr bittet uns zum Aperitiv in das vertäfelte Wohn- / Esszimmer, wo üppige Jagdtrophäen an der Wand hängen. “Ja, natürlich habe ich diesen Zwölfender selbst geschossen, sonst hinge er ja nicht hier!”. Zum (selbst gemachten?) Cassis gibt es etwas Weißbrot mit ein wenig Gänseleberpastete. Nicht die ganz feiste foie gras, eher hausgemacht. Lecker!
Und Gans munter geht es weiter. Als Vorspeise gibt es Suppe mit Gänseleberknödeln, na klar, wenn’s Euch schmeckt, gibt es noch Nachschlag!
Danach gibt es Hackfleischbällchen aus Gänsehack. Viele davon, dezent gewürzt und besoßt, so daß der Gänsegeschmack leicht fettig und unleugbar durscheint. Dazu einen süffigen Roten, keine große Kunst, aber ungemein rasant im Abgang. Zum weiteren Rotwein gibt es dann als Hauptgang für jeden einen kleinen Gänseschlegel mit ein Paar crossen Rosmarin-Kartoffeln.
Jetzt bin ich aber wirklich satt!
Aber natürlich wollen wir die Gastgeber nicht beleidigen und verweigern weder den hausgemachten Pudding noch die Auswahl an regionalen Käsen.
Alter Schwede, was ein Festmahl!
Es ist überflüssig, anzumerken, dass es nach der Mahlzeit wieder relativ schnell dunkel wird…

Fazit des Tages:
Eine landschaftlich sehr schöne Etappe mit vielen schönen Aussichten. Also, wenn denn da Aussichten gewesen wären! Irgendwie werden das große Panorama und ich wohl keine Freunde!
Das Festmahl am Ende des Tages entschädigte locker für dessen Mühen.
Und meinem Bein geht es schon wieder ganz gut.

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