Dienstag, 9. Oktober 2018
Strecke: 27,3km – Etappe: 192,0km – Gesamt: 1.524,6km
Gehzeit: 8:15 brutto / 6:15 netto.
Die Nacht war extrem ruhig. Aber die Wirtsleute, selbst erfahrene Pilgerer, hatten uns ans Herz gelegt, morgens doch bitte nicht so spät in die Schuhe zu kommen. So stehen wir nach einem herzlichen Frühstück um viertel nach 8 im leichten Morgendunst auf der Straße.
Der Weg beginnt heute – völlig überraschend – wie er gestern endete, mit langen, einsamen Strecken durch Felder und relativ lichten Wald. Es wird trotz des vielen Schattens zügig warm. Wir kommen gut voran, unterstützt durch tendenziell leichtes Gefälle.
Und damit wäre im Grunde gesagt, was über die ersten zehn oder elf Kilometer des Tages gesagt werden kann.
Dann fällt der Weg auf den nächsten vier Kilometern nochmal ab, um am tiefsten Punkt überaus lautstark und häßlich die Autobahn zu queren. Unglaublich, wie weit die zu hören ist!
Nach der Autobahn geht es wieder bergauf, etwa 70 Höhenmeter, dann wellt sich’s etwas unf fällt um Kilometer 19 kräftig etwa genauso viel in die nächste Senke.
Von da an geht es die nächsten beiden Kilometer aufwärts zum stimmungsmäßig deutlich aufregenderen Teil des Tages. Die Landschaft öffnet sich etwas, wir können etwas weiter sehen, und was wir sehen gefällt uns. Irgendwo las ich, entlang des Jakobswegs stünden in regelmäßigen Abständen Zedern, jetzt sehe ich die erste bewußt.
Ab etwa Kilometer 21 fällt der Weg über einen Rücken erst langsam, am Ende dann sehr stark in den heutigen Zielort ab. Cahors selbst kann man aber erst relativ spät ganz sehen.
Der Abstieg widerstrebt uns etwas. Denn erstens ist er sehr steil, zweitens dröhnt uns der Lärm der Stadt immer stärker entgegen. Den letzten halben Kilometer geht es entlang stark befahrener Straßen und dann über eine der Brücken in Richtung Altstadt.
Doch was ist das? Am Ende der Brücke wird der Weg über einen Zebrastreifen auf der stark befahrenen Straße geführt, direkt zu einem kleinen alten Häuschen auf der anderen Straßenseite: Pilgerempfang!
Ein paar Damen empfangen uns mit Limonade und fragen uns nach unseren Wünschen für die Unterkunft. So einfach hatten wir uns das nicht vorgestellt, wir hatten uns mental auf eine relativ nervige Suchschleife durch die belebte Stadt eingestellt.
Unsere Unterkunft “bei Pierre” ist in einem etwas eigenwilligen Gebäudekomplex, der durch ein Ladengeschäft betreten wird, in dem außer einem Sessel und ein Paar Stühlen nichts weiter steht. Kreatives Durcheinander.
Wir haben eher einen Ballsaal als ein Zimmer, mit eigenem Klavier (man müßte nur spielen können), Himmelbett und Blick in einen Garten. Pierre gibt uns noch einen Tipp für’s Abendessen in der Stadt und überlässt uns dann unserem Schicksal, einer warmen Dusche und einem kurzen Nickerchen.
Wir streifen noch ein wenig durch die Altstadt, die zwar einerseits sehr schön ist, sich aber andererseits auch sehr verschlosen gibt. Auch die Kirche, deren durch mehrere Kuppeln bestimmte Architektur auch schon beim Absteig in die Stadt sehr auffällig war. Die Abendsonne verschwindet und so wird es in den Gassen der Stadt sehrt schnell duster.
Leider auch in der Markthalle, die ansonsten bestimmt vielerlei Leckereien zu bieten hätte.
So folgen wir Pierres Vorschlag, finden das Restaurant, das recht voll ist – ein gutes Zeichen.
Wir bekommen dennoch einen Tisch und werden nicht ganz billig aber mit der Tagesempfehlung doch ziemlich lecker satt.
Dazu gibt es lokalen Rotwein – komisch, unterwegs gar keine Weinberge gesehen? – und der Weg zu Pierre verschwimmt schon leicht denn es wird wieder recht schnell Nacht…
Fazit des Tages:
Leichter Tapetenwechsel, die Landschaft verändert sich ein wenig – und wir sind wieder ganz gut unterwegs!
Es gibt unterwegs nicht viel, genau genommen nichts, aber Cahors liegt genau am rechten Fleck und ist nett!