Heimreise Herbst 2015

Ab nach Hause!
Samstag, 24. Oktober 2015

Das Lotterbett der Nacht war erwartungsgemäß breit und weich, die Stadt sehr ruhig.
Dennoch bin ich schon recht früh wach.
Ich prüfe nochmals die Busverbindung und meine Vermutung zur Lage der Haltestelle.
Denn das muß klappen, es fahren nicht so viele Busse.
Die Stadt sieht heute Morgen auch kaum anders aus als gestern Abend.

Jakobsweg Cluny Frank Stückradt

So, jetzt will ich aber heim!

Aber es gibt Touristen, denen man mal kurz den Fotoapparat in die Hand drücken kann.
Die Eingangstür der Abtei ist nun zwar auf, aber so rein zeitlich reicht das nicht für eine Führung, sondern lediglich für einen Blick durch die Tür und einen kurzen Blick in den Bücherladen des Museums.
Da gibt es zwei etwa gleich dicke Bände: Der eine beschreibt den Aufbau von Cluny zum spirituellen Zentrum der Christenheit, der andere die systematische Zerstörung während und nach der französischen Revolution.
Es bleibt lediglich ein Schatten alter Größe.
Aber ich finde im Laden ein herrliches Souvenir: “Camous Stellae” ist eine kleine Reihe sehr kunstvoller französischer Comics über die frühen Zeiten des Jakobsweges. Der erste Band beginnt die Geschichte in Le Puy.
Na, wenn das keine Einladung für die kommenden langen Winterabende ist!
Auf dem Weg durch die Stadt findet sich im Boden noch die Markierung eines anderen Pilgerweges, der durch die Stadt führt.
Auf dem Weg aus der Stadt heraus zeigt die sich nochmal von ihrer provinziellen Seite.
Durch die etwas geschäftigere Hauptstraße komme ich vor die Mauern der Stadt und werfe einen Blick zurück.
Während des langen Wartens auf den Bus kann ich auch noch einen Blick auf die andere Seite des gestern nächtlich gesehenen Teils der Abtei werfen.

Die letzte Wartezeit bis zur Abfahrt verkürzt mir die Begegnung mit einem französischen Original.

Kurz drauf, es ist jetzt gegen 11, kommt der Bus, der mich ein wenig kreuz und quer nach Macon bringt. Dort allerdings – fast ein fataler Fehler! – nicht zur TGV-Station außerhalb, sondern zum Hauptbahnhof.
Denn mein TGV fährt von dort pünktlich, mit höchster Geschwindigkeit und dem einmaligen, sänftenhaften Comfort französischer Bahn nach Straßburg. Den Anschluß erreiche ich gemütlich und unproblematisch, und zügig komme ich mit der Regionalbahn über den Rhein und im ICE nach Frankfurt. Der Rest ist tägliche Routine.
Nicht ganz 8 Stunden später bin ich wieder daheim.
Das war jetzt eine ganz andere Sache als die gefühlt ewige Hinreise!
Trotzdem hat mich auch dieser Tag müde gemacht und so hebe ich mir das vollständige Auspacken des Rucksacks für morgen auf.

Fazit des Tages:
Hey! Kaum plant man den Ausgangspunkt der Route etwas geschickter, schon hat man auch eine angenehme und zügige Reise!

Und was sage ich zum ganzen Abschnitt der letzten zwei Wochen?
Das war eine absolut unglaubliche Reise durch sehr verschiedene Landschaften, und es waren zahlreiche unterschiedliche Stimmungen vertreten.
In der zweiten Hälfte wurde ich mit Wetterglück für die etwas zähen Tage im großen Wald entschädigt.
Und das Ende in Taizé hätte ich besser kaum treffen können.
Das wird sich auf dem “Rest” (1.800km?) des Weges an Intensität kaum übertreffen lassen. Oder zumindest kann ich es mir noch nicht vorstellen.
Aber das muß es ja auch nicht. Es geht um die Summe der Erfahrungen, und da kommt bestimmt noch mehr.
Nun gut, jetzt (da ich endlich den Bericht geschrieben habe) ist die Reise schon fast ein halbes Jahr her, der Frühling steht an, die grobe Panung für den nächsten Abschnitt nimmt Gestalt an – es soll der Weg bis Le Puy werden.
Dann also bald mehr an dieser Stelle…

Ultreia!

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