50. Tag: Cajarc – Bach

Montag, 8. Oktober 2018
Strecke: 34,5km – Etappe: 164,7km – Gesamt: 1.497,3km
Gehzeit: 9:15 brutto / 7:15 netto.

Der Wetterbericht sagte, wir sollten ruhig ausschlafen, in den frühen Morgenstunden würde es noch regnen. Welch glückliche Fügung, gerade zu dieser Gelegenheit auch ein weiches, langes Bett zu haben! So dauert es etwas, bis wir morgens in die Schuhe kommen. Denn das Frühstück gibt es wieder am anderen Ende der Straße. Nochmal zurück ins Hotel, und um neun sind wir auf der Straße.

Gerade rechtzeitig, denn der Regen hat nun aufgehört. Mal schauen, was der Tag nach der gestrigen Pause heute nun so bringen wird.

In Cajarc ist es noch recht trübe. Entsprechend ruhig geht es hier zu. Entgegen der Erwartung wird der Weg nicht über die das Flußpanorama dominierende Stahlbrücke geführt, sondern an den Anlegestellen entlang flußabwärts.

Nach etwa zwei Kilometern entlang des offensichtlich aufgestauten und dadurch beruhigten Flusses springt der Weg an einem wasserwirtschaftlichen Bauwerk, dessen Sinn sich mir erst jetzt beim Blick auf das Satellitenbild erschließt, etwa 50 Meter auf den Hügel, um den sich die Flußschleife legt. (Es ist der Einlass zum Wasserkraftwerk. Das ist nicht – wie in Deutschland üblich – direkt in einer Staustufe eingelassen, sondern durch einen Tunnel auf der anderen Seite der Flußschleife aufgestellt.)

Bei etwa 3,5km überqueren wir dann den Fluß und erklimmen nach einer recht seltsam geführten Schleife auf den nächsten 3 Kilometern den nächsten Hügelkamm (etwa 250 Meter im Anstieg), der uns für den Rest des Tages führt.

Eine Unterkunft haben wir zu dem Zeitpunkt noch nicht ausgemacht, denn wir wollen uns aus Angst vor Überanstrengung und erneuten Problemen noch nicht festlegen. Obwohl es auf der Strecke ab etwa Kilometer 20 recht mau aussieht.

Etwa bei Kilometer 10 gibt es ein schönes Fleckchen in Saint Jean de Laur, das sich noch mehr zur Pause anbieten würde, wenn die angedeutete Gastronomie tatsächlich geöffnet wäre.

Na gut, man ist ja bescheiden. Eine ziemlich gerade und stabile Bank-Tisch-Kombination ist ja auch schon mal ein Schritt in die richtige Richtung. Leider ein Stück zu früh, der Mittagshunger ist noch nicht so richtig da.

Aber es zeichnet sich ab, dass wir heute wieder normal unterwegs sein können. Wir kommen gut voran und sind nach dem Pausentag gut drauf und durch die Fersenkeile orthopädisch ein wenig gefestigt. So setzen wir uns das Ziel für den Rest des Tages und machen die Unterkunft in der Diaspora klar.

Herzhaft unaufgeregt geht es die nächsten Kilometer weiter, wenngleich die Wegführung doch alles andere als eben ist. Wir erreichen etwa bei Kilometer 19,5 Limogne en Quercy und stärken uns kurz, bevor wir den Ort entlang der Hauptstraße wieder verlassen. Da sehen wir ein seltsames Stück Infrastruktur: Eine im Freien stehende Riesen-Waschmaschine. Aber wer setzt sich halbnackt an der Ausfallstraße ins Freie und wartet auf seine Wäsche?

Kurz nach Limogne, so etwa bei Kilometer 21 machen wir noch einen Abstecher zu einem weiteren Dolmen. Der liegt etwas natürlicher als der erste, den wir sahen. Irgendwie ein schöner, beruhigender Platz.

Ab nun zieht es sich etwas, aber wir kommen weiter gut voran. Die Landschaft bietet nicht viel Neues, ach, doch, eins noch: Hier in der Gegend ist der Weg über lange Strecken sehr liebevoll mit kleinen Steinmäuerchen begrenzt. Ein Blick in eine Zeit, zu der weder Stacheldraht noch Maschendrahtzaun erfunden waren. Und wir lernen noch etwas über die Schutzhäuschen: Wenn die Tür eines Schutzhäuschens mit einer – wenn auch nicht ganz kniehohen – Platte blockiert ist, ist es keines, sondern ein Brunnen!

Nachdem wir etwa bei Kilometer 28 Varaire passieren, läßt sich nach einigen außenliegenden Höfen und Häusern kaum noch an Zivilisation glauben. Die Navigation haut heute irgendwie mit den Kilometern nicht so ganz hin und so hoffen wir bei jeder Biegung, dass sich die Herberge aus dem Gebüsch schälen möge.
Die Etappe endet mit einer fast zwei Kilometer langen Gerade, und plötzlich sind wir da!

Eine wirklich nette Herberge mit reizendem Empfang – er kommt irgendwo aus England, sie ist Französin. Zentraler Raum ist die Küche des ausgebauten ehemaligen Stalls, und das haben sie echt schön gemacht! Wir sind die einzigen Gäste und breiten uns als solche in einem recht schlichten aber neu gemachten Zimmer aus. Wir kriegen gesagt, dass wir ja doch ein wenig spät dran wären, das Essen stünde ja quasi schon auf dem Herd, aber weil wir die Einzigen wären, ginge das dann doch in Ordnung.
Madame hat frisch und deftig gekocht, und wir lassen es uns mit ihnen schmecken, während wir nett unsere Geschichten austauschen und dem Wein beim Verdunsten zuschauen.

Und so wird es wieder recht schnell Nacht…

Fazit des Tages:

Nach einem Erholdungstag haben wir uns aber auch mal wieder ein paar Kilometer mehr verdient! Sehr nette Schönwetteretappe durch etwas profilierte, landwirtschaftlich genutzte, aber doch sehr entvölkerte Landschaft. Es gibt nicht wirklich viel zu sehen, aber davon reichlich! Andere Wanderer? Fehlanzeige! “Ca vide la tête!”, wie der Franzose sagen würde, wenn man einen träfe!

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