Samstag, 14. Oktober 2017
Im – nach internationalem Standard – trostlosen Hotelzimmer gegenüber des Bahnhofs klingelt der Wecker vor der Eieruhr in der Küche.
Es gibt also noch kein Frühstück, denn der erste Zug Richtung Paris geht um 7.24.
Ich erreiche ihn trotzdem und finde am Bahnhof sogar schon einen Stand, der mir etwas zum Essen verkauft.
Der Zug fährt pünktlich, französisch-konfortabel, aber eine gefühlte Ewigkeit. Zu sehen gibt es nicht allzu viel, denn zunächst ist es noch neblig, später sind dann die Böschungen der Strecke entweder von hohen Bäumen bewachsen oder aber in die Landschaft eingeschnitten.
Ich fühle mich wie eine Ameise, die über die Landkarte geschoben wird – westlich um das Zentralmassiv herum. Dennoch kann ich keine Idee der Strecke erahnen, die mich erwartet hätte, wenn ich die Vezelay-Route genommen hätte.
Ich döse noch ein wenig vor mich hin.
Und erreiche meinen ersten Umstieg in Brive-La-Gaillarde.
Immerhin steige ich nun um vom Regionalzug in den Intercity.
Je mehr sich der Zug Paris nähert, desto mehr gibt es vom “modernen Frankreich” zu sehen. Hie und da sogar ein paar Windräder!
Pünktlich um etwa 14.20 erreiche ich den Gare d’Austerlitz in Paris.
Der Umstieg von Bahnhof zu Bahnhof ist zwar etwas irritierend, funktioniert aber trotzdem gut in nicht mal einer Dreiviertelstunde.
Und so erreiche ich bereits in Paris quasi deutsches Staatsgebiet.
Denn ich habe Pech: Der Zug nach Frankfurt ist kein französischer TGV, sondern ein Deutscher ICE.
Aber auch der fährt außer Landes pünktlich und bringt mich gegen 7 Uhr abends in den Frankfurter Hauptbahnhof.
Der Rest ist wochentägliche Routine, und so bin ich nicht ganz 14 Stunden nach erster Abfahrt daheim.
Jetzt geht der Spaß allerdings noch kurz los:
Auf der über 1.100 km langen Bahnfahrt hatte ich die verschiedenen eingesammelten Merkblätter und Ratschläge zum Thema “Bettläuse” gelesen.
Einerseits bemerke ich, daß wir unbefangen und mit Glück davongekommen sind.
Andererseits sind wir aber auch noch nicht ganz auf der sicheren Seite, denn das Grauen könnte noch im Gepäck oder auch den Kleidern lauern. Und, darin sind sich alle Überlebenden einig, wenn es irgendwo ausbricht, ist es wohl ziemlich schwer, das wieder in den Griff zu kriegen. Besonders daheim.
Also: Einfach durch die Wohnung, nichts ablegen, alles auf den Balkon, komplett ausziehen und ganz sorgsam duschen!
Und dann erst Mal daheim ankommen. Einen kleinen Einkauf, ein Abendessen und zwei Bier später sieht es damit schon ganz gut aus.
Ich werfe einen ersten Blick in die Bilder, und dann wird es wieder Mal schnell Nacht…
Am nächsten Tag beginne ich damit, nach und nach den Rucksack auspacken. Die Wäsche nicht mit anderer Wäsche mischen. Auch nicht beim Trocknen. Möglichst heiß waschen. Die Waschmaschine nach der Wäsche reinigen (viele haben ein Selbstreinigungs-Programm). Und nach dem Trocknen die Wäsche für etwa zwei Wochen in die Tiefkühltruhe.
Der Rucksack bleibt auch, nachdem er leer ist, noch eine Weile draußen im Frost. Erst gegen Weihnachten erlöse ich ihn…
Dieser Abschnitt war landschaftlich absolut kolossal, davon will ich ganz klar mehr!
Leider erst im nächsten Jahr.
Es hat wieder alles gut geklappt, keine technischen oder gesundheitlichen Ausfälle, keine groben Planungsfehler. Naja, der Ausstieg hätte verkehrstechnisch günstiger sein können…
Als Hausaufgabe bleibt die Sache mit den Bettwanzen. Dieses Mal war’s Glück, nächstes Mal muß es Können sein!
Wir werden sehen…