54. Tag: Lauzerte – Moissac

Freitag, 12. Oktober 2018
Strecke: 28,1km – Etappe: 269,7km – Gesamt: 1.602,3km
Gehzeit: 9:30 brutto / 6:30 netto.

Die Ansage der professionell geführten Herberge war klar: Frühstück kann es um 7:30 geben. Oder auch früher. Später nicht so gerne. Also sind wir einigermassen bei Zeiten auf und vor der Tür. Das liegt aber auch daran, dass es mich kribbelt, die Altstadt im Morgenlicht zu sehen.

Und die ist nach einem kurzen und knackigen Anstieg schier unglaublich. Am besten gefällt mir der zentrale Platz.

Die Aussicht von der Panorama-Terrasse auf die Landschaft des kommenden Tages verspricht vor allem wieder Eines: Recht viel Ruhe!

Aus der Stadt heraus fällt der Weg etwa 130 Höhenmeter recht steil ab, vorbei an der lokalen Senioren-Residenz, dem größten Arbeitgeber am Ort, bis zur Landstraße, die ebenfalls einen Bogen um Lauzerte macht.

Genauso steil geht es auf der anderen Seite der Straße wieder hoch, und um Kilometer 3 haben wir nochmal einen Blick auf die interessante Stadt, bevor der Weg sich durch etwas Wald neuen Ufern zuwendet. Kurz drauf dürfen wir eine sehr schön restaurierte architektonische Besonderheit bewundern, die etwas entfernt von einem alleine liegenden Gehöft am Weg thront und in keinem Fotoalbum fehlen darf – eine Speicherkammer.
Es bleibt kurzweilig kaum 10 Minuten später erreichen wir eine trutzige kleine Kapelle, liebevoll restauriert. Leider ist das Glockenseil arrettiert. Na gut, die wissen wohl, warum…

Sehr leckere Sache, das!

Dass in der Gegend aber nicht jeder vollständig von den lärmenden Pilgerscharen genervt ist, sehen wir kurze Zeit später, wo uns am Rand des Weges ein Teil unseres Mittagessens quasi mundgerecht anspringt.
Die kleinen, frisch geernteten Honigmelonen haben ein ansprechendes Gewicht, man kann sie gut mitnehmen und kriegt sie im Laufe des Tages ziemlich sicher auf. Und die Trauben sind sehr erfrischend zu Essen. Ach ja, einen Takt dazu: Die in dieser Region häufige Traubensorte hat die Besonderheit, dass sie zum Vergären nicht taugt. Sie tut’s einfach nicht. Oder vielleicht schmeckt’s auch nur scheusslich. Dafür schmecken sie frisch von der Hand umso besser!
Dieser Tisch war wieder eine dieser Fügungen…
Denn die nächsten Stunden und Kilometer sind schon etwas lang.
Kurz nach den leicht abschüssigen, sonnigen Feldern, über die die Kapelle blickte, geht es ganz kurz und heftig etwa 70 Höhemneter hoch und auch gleich wieder runter. Und kurz nach Kilometer zehn kommt nochmal so ein Sprung in der Landschaft. Dieses Mal bleibt der Weg allerdings auf dem Niveau und erreicht um Kilometer 13 Durfort-Lacapelette, ein relativ kleines Straßendorf, in dem es meiner Erinnerung nach immerhin eine Bank (am Kriegerdenkmal) und eine kleine Bar gibt.
Der Weg folgt der recht wenig befahrenen Straße, löst sich dann aber recht bald wieder von ihr und fällt um Kilometer 16 in die nächste Niederung.
Dort gibt es ein wenig Abwechslung durch einen Künstler, der erstens seine mäßig gut erzogenen Hunde weithin frei laufen lässt und zweitens am Weg seine Spuren hinterlässt. Ich hab’ hier nur ein Paar nette Eindrücke; die Schutthaufen erspare ich Euch.

Kurz drauf, um Kilometer 18 gibt es den letzten Ansteig des Tages, wieder etwa 80 Höhenmeter. Und der ist aufregend, denn er wird von einem echten Drachen bewacht!

Der Weg eckelt sich noch etwa drei Kilometer durch die Felder und Hecken, gibt noch ein Paar gewohnte Aussichten auf weitere Felder und Hecken, und dann fällt er um Kilometer 23 in die Niederung, in der Moissac liegt. Das erreichen wir durch seine entlang der Landstrassen ausgestreckten Arme recht mühelos.
Eine Unterkunft hatten wir nicht fest vorgebucht – in einer Stadt wie Moissac sollte das in der Nebensaison nicht nötig sein.
Das Tourismusbüro ist in der Nähe der Abtei, also drehen wir eine erste kleine Runde durch die Stadt, um Kirche und Kloster. Dabei fällt schon auf, wie die Bahnlinie die ehemalig weitläufige Klosteranlage zerschneidet – morgen mehr dazu.
Die Kirche ist auf den ersten Blick etwas seltsam, sie wirkt etwas zusammengestückelt, zumindest von außen. Im Inneren überraschen zwei wirklich außerordentliche Holzskulpturen, die es durch den Sturm der französischen Revolution geschafft haben. Und ein Detail, das auf diesen Bildern nicht so gut rauskommt: Die Wände sind von innen nicht verklinkert oder gefliest. Das ist aufgemalt!

Im Tourismusbür machen wir die Unterkunft der Nacht klar, und das ist ein absoluter Glücksgriff. Ein großes, modernes Zimmer in einem renovierten Altstadt-Haus mit großem, hellem Garten und supernetten Wirtsleuten.
Wir kultivieren uns und ziehen zum Abendessen los. Das ist nicht ganz so einfach wie erwartet. Das Leben konzentriert sich um den zentralen Platz, leider auch der heranwachsende Radau. Aber wir werden fündig und satt. Wenngleich nicht ganz billig. Aber eine warme Mahlzeit am Tag sollte schon sein. Und ein Bier trägt immer zur muskulären Entspannung bei. Ein zweites auch.
Und entsprechend schnell wird es wieder Nacht…

Fazit des Tages:

Heitere, aber über lange Strecken recht einsame Etappe. Gut zu gehen. Noch ein schöner Tag mit Sonne und angenehmen Temperaturen. Einige schöne Plätze, ländliche Geschichte zum Anfassen.

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