65. Tag: Navarrenx – Aroue

Dienstag, 8. Oktober 2019
Strecke: 20,0km – Etappe: 237,3km – Gesamt: 1.893,8km
Gehzeit: 6:00 brutto / 4:30 netto.

Auch am Morgen bleibt der Schrei der Giraffe aus. Stattdessen gibt es in der großen Wohnküche ein reichliches und nettes Frühstück. Einen Stempel hat man hier nicht, hier wird von Hand gemalt. Uns empfängt ein sonniger Tag ohne Eile. Das geplante Tagespensum halten wir weiter sehr kurz.
Gegen 9 sind wir vor der Tür und verlassen die Stadt. Die verwundert – war mir gestern gar nicht aufgefallen – mit einer klassich gehaltenen Brücke.

Wir verlassen Navarrenx entlang einer Straße, aber das stört nicht weiter. Denn schon nach etwa 2km erreichen wir den Abzweig in den nächsten Ort, und ab dort werden die Wege immer rustikaler, so dass wir bald auf gut begehbaren Wirtschaftswegen durch kleine, immer mal wieder aufgelockerte Wälder mit netten Aussichten laufen.
Jetzt gibt’s die Pyrenäen auch mal als richtig scharfen Scherenschnitt in besten Postkarten-Farben!
Die hauptsächliche Kulturpflanze ist wieder, wer hätte es erraten: Mais.
Und so wiederholen sich die Eindrücke in sehr selbstähnlichen Aussichten, aber dennoch kein wenig langweilig. Denn wir spüren deutlich, wie wir den Bergen näher kommen.

Über die Dörfer auf dem Weg ist nicht viel zu sagen, denn es gab nicht viele. Und auch das Profil des Weges beruhigt sich im Angesicht der echten Berge nochmal deutlich. Es ist zwar nie eben, aber eben auch nicht anstrengend wellig.
Um Kilometer 10 buhlt ein Hof mit eigenen Erzeugnissen um unsere Aufmerksamkeit, und wir nehmen uns je eine kleine Dose zweier landestypischer Leckereien mit.
Um Kilometer 12 erreichen wir eine schöne, offene Kirche am Weg, die erstens zur Rast einlädt und zweitens elektronisch ihre Geschichte und die der Region erzählt, wenn man sich die Zeit nehmen mag. Schön gemacht!
Kurz darauf folgt ein kreativ und lebhaft aufgemachtes Café, in dem wir für die letzten Kilometer ein weiteres Grundbedürfnis stillen können. Dort fällt mir ein Plakat einer lokalen Musikerin ins Auge, deren Namen ich mir merke. Tatsächlich kann man auch in Deutschland CDs von Anne Etchegoyen kaufen, und die Musik passt für mich in die Landschaft.
Wir erreichen recht mühelos die Gite, die wir uns heute mit anderen Gästen – einer geführten, aber doch recht stark in sich geschlossenen Reisegruppe aus Canada – teilen müssen.
Mit dem Essen läuft es etwas seltsam; wir finden etwas, das wir uns erhitzen können. Und eine Flasche Wein.
Und so wird es wieder recht schnell dunkel.
Ach ja, ich erwähnte es nicht: Das Antibiotikum arbeitet weiter, das Bein bessert sich auch aufgrund der deutlich reduzierten täglichen Strecke langsam.

Fazit des Tages:
Eigentlich sollte es dieses Jahr mit etwas Glück bis Pamplona reichen. Das wird auf jeden Fall nicht mehr klappen. Aber langsam bei schönem Wetter durch die Vorgebirgslandschaft zu treideln, ist auch ganz nett. Vielleicht schaffen wir’s ja noch über die spanische Grenze!

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