22.Tag: Dijon – Vougeot

Sonntag, 18. Oktober 2015
Strecke: 23,7km – Etappe: 215,0km – Gesamt: 729,3km
Gehzeit: 6:45 brutto / 4:45 netto

Heute geht es in Dijon recht gemütlich los. Aber ich fühle mich gut genug, um die Stadt zu verlassen und an eine erquickliche Weiterreise zu glauben. Das Antibiotikum vertrage ich gut, und es scheint etwas zu wirken.
Gut, dann mal los!
Der Weg aus Dijon ist etwas länger als erwartet aber relativ ruhig, bedenkt man, daß ich mich an einer der Ausfallstraßen bewege.
Ich hatte mich darauf verlassen, auf dem Weg etwas zum Essen kaufen zu können, aber das ist Sonntagmorgens doch ein wenig dünne.
Der Weg regelt das mal wieder auf unglaublich einfache Weise für mich: Kurz bevor es in Chenôve in die ersten Weinberge geht, steht eine einladende Bäckerei offen. Ich versorge mich “g’schwind” mit Proviant für den Tag, fester Überzeugung, abends wieder in reichhaltiger Infrastruktur schwelgen zu können. Wie schnell einen doch die Stadt verweichlicht!
Kurz drauf erreiche ich die ersten Weinberge. Die Stadt hört abrupt auf und es geht ins Weinland. Die Sonne lacht mir, und so komme ich frohen Mutes gut voran; das Bein macht keinen Ärger.

Aber die Sitten hinsichtlich der Jagd sind hier doch etws gewöhnungsbedürftig.
In der einen Furche des Weinberges arbeitet das Personal am Winterschnitt der Weinstöcke.
Etwa zehn Furchen weiter kann ich zwischen den Weinstöcken sich vorsichtig vorantastende Fasane erkennen.
Weitere fünf Furchen weiter – in unmittelbarer Nähe zur Ortschaft und mit Blickrichtung entlang der Furche in meine Richtung – sehe ich einen Jäger mit Hund. Hinter mir knallt’s. Unterhalb des Weges ist noch einer unterwegs.
Die spinnen, die Gallier. Nichts wie weg hier! Ich schaue nochmal zurück auf Couchey und mache mich vom Acker.

Bunt geht es durch die Weinberge weiter, ab und an eine kleine Ortschaft, und das Wetter hellt sich etwas auf. Aber auch hier gibt es tatsächlich Häuser, auf die keiner mehr Bock hat – der historisch erkämpfte Weinberg wird natürlich weiter bewirtschaftet.

Und so geht es weiter Richtung Zielort. Ziemlich ereignislos aber farblich eine sehr schöne Abwechslung zu den ausgedehnten Wäldern der Vortage.
Es geht noch ein kleines Stück durch den Wald, und nach einem merklichen Aufstieg fällt der Weg die letzten fünf Kilometer durch die Weinberge ins Etappenziel Vougeot.
Das versprach auf der Karte und im Reiseführer mehrere Restaurants und Hotels.
In der Praxis reduzieren sich die Möglichkeiten auf den Singular.
Da ist’s aber ganz nett, wenngleich das Haus sich leicht gehoben gibt und auf meine Frage nach Essigessenz für einen Wadenwickel recht verwundert reagiert.
Es ist aber alles machbar, und so liege ich bald frisch geduscht und sehr früh im Lotterbett, wo ich das Abendessen fast verschlafe.

Zum Abendessen gelüstet mich schon ein wenig nach Wein aus der Gegend, aber der Blick auf die Preise verschägt mir schier den Atem.
Die lokalen Weine werden zu Flaschenpreisen ab 75 Euro angeboten.
Naja, es gibt einen erschwinglichen offenen, und der kommt zum Abschluß des Tages sehr schön weich und voll.

Selbstverständlich wird es nach dem Abendessen trotz der Mittagsruhe wieder zügig dunkel um mich.

Fazit des Tages:
Na also!
Gemütlich geht es auch weiter. Nicht schnell, aber mit dem radikalen Wechsel der Landschaft auch ein deutlich gemäßigteres Tempo anzuschlagen, hat seinen Reiz. Zumal es hier auch mehr zu sehen gibt.
Das Bein macht halbwegs mit, also geht es morgen dann wohl weiter!

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