61. Tag: Dubarry – Miramont-Senzacq

Freitag, 4. Oktober 2019
Strecke: 33,0km – Etappe: 138,5km – Gesamt: 1.795,0km
Gehzeit: 8:45 brutto / 6:45 netto.

Im Dialog mit unserem Wirt, der Wettervorhersage und der Fußgesundheit haben wir uns für heute etwas mehr vorgenommen. Und sind nach einem freundlichen, reichlichen, aber auch zügigen Frühstück um 8:30 vor der Tür, wo uns der Tag hell, aber anfangs noch etwas kühl empfängt.
Die Etappe des Tages ist trotz ihrer Länge von 33km schnell erzählt.
Maisfelder. Viel davon. Sehr viel.
Durch dessen Wuchshöhe und die ziemlich platte Landschaft gibt es wirklich nicht viel zu sehen.
Nach etwa 13 ganz sanft abfallenden Kilometern erreichen wir Aire sur l’Adour, das uns recht unspektakulär mit einem kurzen, recht knackigen Anstieg in noch mehr Maisfelder entlässt.
An einem recht lauten, etwas unbequemen Knoten queren wir die Autobahn (40 Meter runter und wieder hoch), und dann geht es tendenziell kaum merklich aufwärts, gerne mal ein bis zwei Kilometer einfach geradeaus auf Landwirtschaftswegen, bis zu unserem Etappenziel.
Die Felder werden offensichtlich sehr großräumig maschinell bewirtschaftet, hier und da kämpft sich ein Monster aus Blech und Staub durch ein Feld; Höfe gibt es nur sehr wenige.
Auch, wenn es hier um Futtermais geht, leisten diese Maschinen ganze Arbeit: Sie packen die Pflanze, finden den Maiskolben, schälen ihn, rubbeln die Körner ab und spucken die ganze restliche Biomasse hinter sich direkt wieder auf’s Feld.
Das Wetter war nicht ganz so freundlich, wie es am Morgen aussah, sondern auch etwas unentschlossen. Wechselnd wolkig mit Nieselregen, aber gerade so viel, dass man ihn nicht ignorieren kann.
Höhepunkt des Tages ist ein Reh, das vor uns aus einem Maisfeld bricht (wo sollte es auch sonst herkommen) und über ein freies Feld im Dunst verschwindet.

Dafür bricht sofort nach unserer Ankunft in der Herberge in Miramont-Sensacq völlig überraschend eine Unmenge herzlichen Lebens über uns herein. Der Empfang in der Herberge ist superherzlich, wir werden schon erwartet; schließlich ist uns ein Rucksack vorausgeeilt. Und die Herberge brummt von der Geschäftigkeit anderer Gäste – wo waren die den ganzen Tag?!?
Wir können noch schnell duschen, dann geht es auch schon rapide Richtung Aperitif und Abendessen. Das hat die Gruppe gemeinsam mit den Wirtsleuten zubereitet.
Die anderen Gäste sind eher einen Tick älter, eine Gruppe kanadischer Frauen und vier wirklich ältere Amerikaner. Aufgebrochen in Aire sur l’Adour. Einer der Amerikaner ist besonders auffällig: Der großgewachsene Mann steht jedes Mal auf, wenn ein eine Frau den Raum betritt.
Beim allgemeinen “Woher und wohin?” erklärt er sich etwa wie folgt: “Mein Sohn, Ich bin 1929 geboren und wurde von meiner Mutter, geboren 1900, und meiner Großmutter, geboren 1875 als Gentleman erzogen.”; die Kanadierin neben mir zeigt mir ihre Silikon-Abstandshalter für die Fußzehen (“My feet candy, I can’t do without!”).
Herrlich!
Das Abendessen ist reichlich und lecker, mein vergleichsweise zartes Alter weckt wohl Mutterinstinkte, und so kriege ich auch problemlos Nachschlag und doppeltes Dessert.
Dennoch wird es nicht ganz so schnell und unauffällig Nacht, denn die Herren haben nach dem Essen Abspüldienst!

Fazit des Tages:

Meistens Mais. Aber es ging ganz gut voran.
Die fehlende Abwechslung des Tages wurde durch das pralle Leben am Abend deutlich kontrastiert!

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