58. Tag: Condom – Montréal

Dienstag, 1. Oktober 2019
Strecke: 17,7km – Etappe: 50,2km – Gesamt: 1.706,7km
Gehzeit: 6:45 brutto / 4:15 netto.

Unser Zimmer ging in Richtung der großen Kreuzung. Und so weckt uns der Verkehr der erwachenden Geschäftstätigkeit langsam aber doch bestimmt. Restlos wach sind wir auf jeden Fall, als wir die Frühstücksküche betreten. Huch, wo waren denn die Alle die ganze Zeit?!?

Im allgemeinen Trubel finden wir noch zwei Plätze mitten in der durcheinander plappernden Gruppe, die uns (schon etwas seltsam) im Grunde keinerlei Beachtung schenkt. Na gut, dann halt nicht. Wir haben ohnehin noch nicht so viel zu erzählen, wir sind ja gerade erst gestartet.
In der Herberge ist es überhaupt kein Thema, aus der Küche noch ein Mittagessen abzustauben, und das machen wir auch. Trotz etwas Andrang vor den allgemeinen Sanitäranlagen schaffen wir es doch tatsächlich um viertel nach neun in den sonnigen Tag.
Der startet durch die Stadt, vorbei an der Kirche mit einem Denkmal ihrer Lokalhelden.

Direkt nach der Kirche geht es abwärts Richtung Fluß. Entlang der Straße grüßen uns noch einige traditionsbewußt und phantasievoll vernagelte Schaufenster.

Am Fluß angekommen, trauen wir kurz der Beschilderung nicht, denn die scheint in den Hof eines Theaters oder so zu führen. Aber wir merken schnell, dass es an der Strasse nicht so schön ist wie am Fluß, den wir durch einen kleinen Park erreichen. Der Weg geht ein Stück am Fluß entlang, eher eine Promenade, löst sich dann aber und steigt aus Condom heraus etwas an. Das geht durch die folgenden Felder so weiter. Schon jetzt zeigt sich, dass es heute schwierig wird, denn meine Begleiterin hat Probleme mit ihren Füßen (Moment, hatten wir das nicht im letzten Jahr schon? Ja, hatten wir…). So schleichen wir durchs Gelände, bis wir etwa bei Kilometer 7 die frisch restaurierte Brücke aus dem Gemälde oben erreichen. Die kommt etwas steril daher, wie frisch in die Landschaft gefallen.

Am Ende der Brücke widmet sich meine Begleiterin ihren hoffnungslosen Füßen. Und dann geschieht eines dieser kleinen Wunder, wie sie eben unterwegs geschehen. Es kommt ein Paar vorbei, schaut sich das Drama mitfühlend lächelnd an, greift in den Rucksack und fördert die französische Antwort auf Pilgerfüße zu Tage: Akileine Sport. Die macht zar keine zischende Wunderheilung wie, sagen wir das Wasser in “Indiana Jones und der letzte Kreuzzug”. Aber sie wirkt recht schnell soweit, dass es zumindest wieder weiter geht.
Klar ist: Ganz große Taten werden wir heute sicher nicht mehr vollbringen!

Routges: Weitläufige Nutzflächen.

Nach der Brücke arbeitet sich der Weg auf den nächten 5 Kilometern beständig insegesamt etwa 100 Höhenmeter nach oben, einigermassen geradeaus durch weitläufige, abgeerntete Felder.
Um Kilometer 14 durchqueren wir noch ein Tal, der Weg fällt recht zügig knapp 60 Höhenmeter und erobert sie schnell wieder. Dann geht es beständig bergab, bis wir bei Kilometer 17 das heutige Etappenziel Montréal erreichen, eine in Wegesrichtung lang gezogene Ortschaft am Rande der Moderne. Je näher wir dem Marktplatz kommen, scheint die Zeit rückwärts zu laufen.
Wir finden die Unterkunft der Nacht, aber die haben noch einige Minuten zu. Also drehen wir eine kleine Runde um den Marktplatz, werfen einen Blick in die Kirche und finden einen Kaffee und ein Bier. Oder es uns.

Die Herberge der Nacht ist sauber, nutzt den Raum gut aus, ohne allzu sehr zu beengen, hat einen recht großen, etwas sardinenbüchsigen Schlafsaal und eine knuffige Küche im Souterrain, das aufgrund der Hanglage am Stadtrand in die Felder schaut. Es gibt direkt im Eingangsbereich eine klare Ansage zu Schuhen, Rucksäcken, Schlafsäcken. Freundlich, aber sehr bestimmt und mit dem Unterton praktischer Erfahrung.
Die gibt uns auch den Gedanken mit, morgen eventuell über den Gepäcktransport meiner Begleitung nachzudenken, wenn über Nacht kein Wunder geschieht.
Unkompliziert füllen sich Raum und Tisch, und beim allgemeinen “Woher? Wohin?” wird es relativ schnell, aber doch unspektakulär dunkel und mal wieder Nacht. Denn wir haben zwischen Eingang und Fenster die Betten in der richtigen Klimazone zwischen Zugluft und ständigem Durchgangsverkehr gewählt.

Fazit des Tages:

Wenn eigentlich nix geht, ist wenig schon genug!
Wir kommen ein wenig weiter, aber mit Schmerzen hat das so keinen Taug!
Man kann auf großer Tour an Einlagen, Fersenkeilen, etc. herumexperimentieren. Ist aber keine gute Idee.
Ein herrlicher Tag in wunderschöner Gegend, aber eben leider nur mäßig genußvoll.

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