Blankenau – Fulda

Sonntag, 20. August 2017
Strecke: 19,9km – Etappe: 78,3m – Gesamt: 78,3km
Gehzeit: 4:45 brutto / 4:00 netto

Morgens bin ich ein Süßer. Entsprechend ist das Frühstück mit meinem Roggenmischbrot ohne Marmelade etwas zäh, dafür aber kurz. Mit Kaffeedurst stehe ich um viertel nach acht auf dem Vorplatz der Schule.

Das Wetter ist herrlich. Über den Feldern liegt noch etwas spätsommerlicher Morgentau, aber es gibt keinen Zweifel, daß die Sonne den in kürzester Zeit verdampft haben wird. Trotzdem ist es noch etwas frisch. Es erwartet mich eine recht kurze Etappe von etwa 20 Kilometern, die mich einfach nur ans Ziel in Fulda bringen soll und dort rechtzeitig zum Bahnhof. Kein Grund zur Eile. Trotzdem wäre es natürlich nett, nicht mit dem letzten Zug nach Hause zu kommen.
In Blankenau führt der Weg recht schnell aus dem Ort hinaus in die Felder und Weiden, so daß ich die Hoffnung auf einen Kaffee und ein Stück Streuselkuchen (man wird ja demütig und bescheiden!) recht schnell fahren lasse.

Schon nach etwa zwei Kilometern erreiche ich Hainzell, den nächsten Flecken. Im Zentrum eine Brücke, dahinter ein klassischer Dorfplatz. Aber auch hier kein Tassengeklapper. Kurz darauf bin ich wieder in der landwirtschaftlichen Nutzfläche, es geht ein wenig bergauf, aber das wird heute insgesamt überschaubar. Ich überquere den bewaldeten Hügel und erreiche in der nächsten Senke ein paar Häuser und eine Gastwirtschaft. Die hat aber noch zu. Nur wenig weiter ist bei etwa 5,5 Kilometern der Jagdhof Klein-Heilig-Kreuz. Dort löst sich gerade eine Hochzeitsgesellschaft auf.
Das Personal ist ob meines Erscheinens ein wenig überrascht, möchte mich aber lieber doch nicht zum mit verkaterten Gästen besetzten Frühstücksbuffet vorlassen. Aber einen eher schlechten als mittelmäßigen Cappucciono kann ich an einem der Tische im noch ziemlich schattigen Hof nehmen. Na, besser als nichts…

Bonifatius-Route Kleinlüder Wald am Morgen

Wildschweinwald in der Morgensonne!

Es geht weiter in den Wald und etwa 150 Höhenmeter bergauf. Menschen gibt es hier um diese Zeit natürlich nicht. Ich trete etwas leiser, denn wenn das gerade tatsächlich ein Jagdhof war, der seinen Namen zu Recht trägt, müßte es hier im Wald ja ein wenig wild geben. Gibt es aber nicht. Es ist ruhig, sehr ruhig.
Im Wald gibt es an Schlammlöchern deutliche Zeichen einer gesunden Schwarzkittel-Population, aber ich kann sie weder riechen noch sehen oder hören. Na gut, dann muß ich halt wieder mal in den Wildpark gehen…
Es geht etwa vier Kilometer weiter durch dichten, frischen Wald, erst bergauf, dann wieder etwas bergab. Ruhig und ereignislos habe ich schon bald die halbe Strecke der Tagesetappe geschafft.

Der Blick aus dem Wald zeigt die Schnepfenkabelle und den daneben liegenden – heute eher gastronomisch ausgerichteten Hof – im prallen Spätsommerlicht.

An der Kapelle geht es rechts ab, und es folgt der erste Blick in Richtung Fulda. Industriegebiete satt, verglichen mit dem Grün, durch das ich die letzten 50km gehen durfte!

Es wird kurz ein wenig öde. Auf den riesig breiten, leeren Industriestrassen stellt sich echtes Ameisen-Gefühl ein. Der Weg versucht, die schlimmsten landschaftlichen Bausünden zu umgehen. Das gelingt mit einem kleinen Hügel zwischen Rodges und Haimbach sehr gut, und direkt danach wird der Weg sehr geradlinig im Tal entlang über Neuenberg (das man hinter der begrünten Böschung nicht sieht) nach Fulda geführt. Noch ein kurzes Stück Hauptstraße und dann geht es durch die verkehrsberuhigte Altstadt recht unspektakulär seitlich an den Dom heran.

Der präsentiert sich von außen her recht schlicht, aber drinnen tobt dann der Barock. Vom Dach bis zum Keller, in dem die Bonifatiusgruft liegt. Die teilweise recht wilde Natur der letzten Tage und die etwas rustikalen Spuren des Heiligen stehen in starkem Kontrast zum polierten Marmor. Dennoch gebe ich der Sache eine Chance und setze mich in der Gruft hin um die letzten Tage zu reflektieren.

Da kommen zwar viele schöne Bilder und  Strecken. Aber der Heilige selbst kommt – Verzeihung, mein lieber Bonifatius – leider nicht vor.

Ich schaue mich in der Kirche noch ein wenig um und verlasse sie über den großen Vorplatz. Auch aus der Hauptperspektive läßt von außen nichts auf die barocke Pracht im Inneren schließen.

Über die Stufen bewege ich mich Richtung Bahnhof, unterwegs durchquere ich noch einen netten Park.

Bis zum Bahnhof ist es nicht mehr weit, aber nach Verlassen des Parks ziemlich verkehrsreich. Kurz drauf sitze ich etwas früher als erwartet im ICE nach Hause Richtung Frankfurt, wo ich pünktlich ankomme.

Fazit des Tages:
Kurzer und recht müheloser Ausklang eines viel zu kurzen Wander-Wochenendes mit recht unspektakulärem Ende. Aber auf jeden Fall besser als daheim den Haushalt gemacht!


 

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