37. Tag: St. Georges Lagricol – St. Paulien

Freitag, 6. Oktober 2017
Strecke: 26,5km – Etappe: 84,0km – Gesamt: 1.150,6km
Gehzeit: 7:45 brutto / 5:45 netto.

Entgegen aller Erwartungen werden wir nicht durch die Fliegen aufgeweckt, sondern durch den Wecker. Und kommen nur lagsam in die Gänge obwohl wir das Frühstück einfach halten. Den Baguette-Gutschein heben wir uns zum Auffüllen unserer Vorräte auf. Das Angebot der kleinen Epicerie ist nicht reichhaltig, aber völlig ausreichend.

So kommen wir mit etwas Morgendunst wieder auf den Weg, vorbei an den Hofhunden, deren Revier wir vorsichtig respektieren.
Der Anstieg auf den ersten zwei Kilometern bringt uns schnell auf Temperatur.

Jakobsweg Mondoulioux

Blick auf Mondoulioux

Als wir das erste Mal aus dem Wald kommen, sieht es kurz so aus als könnte es heute feucht werden. Aber zunächst sind die dunklen Wolken erst Mal gut für den Kontrast.
Die nächste Zeit geht es über lange gerade Stücke durch Wald und Felder etwas bergauf und bergab.
Für heitere Abwechslung sorgt eine einheimische Begegnung als wir etwa bei Kilometer 5 die D1 queren. Schon aus der Ferne ist ein eher grobschlächtiger Herr zu beobachten, der etwas ziellos mit seinem angejahrten Kleinwagen auf dem Wirtschaftsweg hin und her rangiert. Ein Stück vor, ein Stück zurück, etwas rechts, etwas links. Gas und Schaltung sind weithin gut hörbar. Dann fasst er sich offensichtlich ein Herz – und setzt seine Karre rückwärts mit richtig viel Schwung in die tiefe Randfurche des Ackers. Der Wagen sinkt so tief ein, dass die Fahrertür nicht mehr aufgeht. Es heult, aber es bewegt sich kein Stück mehr. Der Unterboden liegt auf. Als wir vorbei kommen, fragen wir, ob wir irgendwie Hilfe rufen könnten, er säße so tief drin, dass schieben völlig aussichtslos wäre. Er kramt sein pröhistorisches Mobiltelefon aus der Brusttasche und meint völlig unaufgeregt, dann müsse er eben wohl seine Frau mit dem Traktor rufen. Er steigt nicht aus. Das wäre bei seiner Leibesfülle, der Schräglage und dem Raumangebot um den Schaltknüppel herum durch die Beifahrertür sicher auch nicht ganz einfach. Er weiß daher noch nicht, dass Teile der Frontschürze vor dem Auto liegen. Naja. Wird auch ohne gehen…
Es geht in langen, geraden Stücken auf trockenen, sandigen Wegen weiter durch die Nutzflächen nach Les Sagnes. Der Weg ist derart gut ausgeschildert, dass wir der GPS-Navigation keine Beachtung schenken.
Kurz nach dem Gehöft beschleicht mich doch hinsichtlich der Richtung ein etwas seltsames Gefühl. Die ganze Zeit ging es eher nach Südwesen, jetzt plötzlich nach Nordwesten – bei Sonne merkt man das schnell? Ein Blick auf die Karte zeigt, dass wir in Les Sagnes offensichtlich etwas übersehen haben. Also zurück – war ja nur ein Stück. Wir finden den Weg, der wirklich eher einer Hofeinfahrt gleicht und sind wieder in der Spur.
Weiter geht es, lange durch den Wald, etwa 150 Höhenmeter bergauf, dann öffnet er sich etwa bei Kilometer 10 sehr romantisch.

Das sagt uns, dass es in der Nähe bestimmt auch weider ein wenig Zivilisation geben wird.
Gibt es aber kaum. Stattdessen wendet sich der Weg Richtung Süden und steigt bis Kilometer 14,5 gemächlich weiter an bis zum heutigen Höhepunkt bei etwa 1.000m.

Von nun an geht’s bergab und gen Süden, wesentlich angenehmer kann man kaum unterwegs sein.
In der Nähe von Montredon können wir erstmals erahnen, dass wir uns dem populäreren Teil des Pilgerweges nähern. Wir treffen wieder mal niemanden und nähern uns dem Tagesziel.

Bei bester Aussicht geht es teilweise kräftig bergab und wir erreichen unser Etappenziel Saint-Paulien. An der Kirche rufen wir unsere Gastleute der Nacht an, die uns dort auflesen wollen, weil wir es sonst nicht finden würden. Das Auf und Ab hat doch ein wenig geschlaucht, und so wird es im Schatten der Kirche schon ein wenig frisch.
Wir werden aufgelesen und haben am Rande des Ortes ein sehr schönes kleines Ferienhaus für uns. Abendessen gibt’s nicht. Aber wir sind auf einem im Sommer häufiger frequentierten Pilgerweg. Also gibt es in der Nähe der Kirche eine Pizzeria.
Der kleine Spaziergang in leichten Schuhen lockert die Beine und die Füße, so dass es nach einer kleinen Runde Wäschewaschen wieder einmal sehr dunkel und sehr ruhig wird…

Fazit des Tages:

Hier ziehen sich die landwirtschaftlichen Flächen etwas. Es fühlt sich nicht an wie Gebirge, ist es aber mit einer Höhe zwischen 800 und 1.000m. Die Vegetation und die Menschen haben es etwas schwerer. So auch wir!

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